Kamille
Die Seele der Kamille
Die Sanftmütige – Hüterin des inneren Friedens

Sie ist klein.
Unscheinbar, sagen viele.
Doch wer das Herz offen hält,
sieht in ihr ein Licht, das nur jene erkennen,
die schon einmal Trost gebraucht haben.
Die Kamille ist nicht laut,
nicht fordernd, nicht prunkvoll.
Sie braucht keine Bühne.
Und trotzdem ist sie überall da,
wo Heilung gebraucht wird.
Sie wächst auf trockenen Feldern,
in staubigen Gärten,
am Rand der Welt –
genau dort, wo das Leben ein wenig rau geworden ist.
Ihr Wesen ist Sanftheit.
Aber nicht die schwache, die sich duckt –
sondern die starke, die bleibt.
Die Kamille bleibt –
auch wenn alles weh tut.
Auch wenn der Körper fiebert
oder das Herz unruhig schlägt.
Auch wenn die Welt zu laut wird.
Dann flüstert sie:
„Ich bin hier.
Leg dich zu mir.
Und ich halte deine Stirn mit meiner Hand.“
Ihre Heilkraft ist tief und alt.
Sie beruhigt das Herz.
Sie tröstet den Bauch.
Sie lindert das Feuer der Entzündung
und das Beben der Angst.
Alte Kräuterfrauen sagen:
„Wo Kamille blüht, kann sich die Seele ausruhen.“
Sie ist die Mutter im Pflanzenkleid.
Die, die nicht fragt,
sondern einfach den warmen Tee reicht.
Die, die deinen Bauch streichelt,
wenn du dich klein fühlst.
Die, die deine Träume wieder weich macht,
wenn sie von Kummer durchzogen sind.
Kamille sagt:
„Du musst nicht stark sein.
Du musst nicht funktionieren.
Du darfst einfach da sein –
mit allem, was du fühlst.“
Und das ist ihre Magie:
Sie heilt nicht, indem sie verändert.
Sondern indem sie anwesend ist.
Mit Liebe. Mit Stille. Mit Wärme.
Sie trägt das Licht der Sonne in sich –
und bringt es dorthin,
wo es dunkel und eng geworden ist.
Ihre Blüten sind wie kleine Sonnen –
weiß umrahmt, gold im Herzen.
Ein Versprechen,
dass alles gut werden kann.
Sie ist die Pflanze des Vertrauens.
Des Loslassens.
Der Rückkehr in den weichen Schoß des Lebens.
Wenn du sie findest –
zwischen Steinen oder mitten im Garten –
setz dich zu ihr.
Halte kurz inne.
Und du wirst spüren:
Die Kamille ist da.
Für deinen Schmerz.
Für deine Tränen.
Für dein Kind in dir.
Und sie flüstert:
„Komm. Ruh dich aus.
Ich bin bei dir.“