Lavendel

Die Seele des Lavendels

Der Hüter der Stille

Wenn die Sonne über die Felder streicht und der Himmel vor Hitze flimmert,
dann strömt der Lavendel seine Düfte in den Wind.
Du erkennst ihn schon von Weitem –
ein Meer aus Violett, still wie eine Melodie.
Doch es ist nicht nur seine Farbe, die berührt.
Es ist seine Seele, die dich findet.

Der Lavendel ist ein Tröster.
Ein Wächter der Träume.
Ein leiser Helfer, der die Tür zur inneren Ruhe bewacht.

Er wächst in trockener Erde,
wo andere Pflanzen aufgeben.
Die Hitze macht ihm nichts aus –
er kennt das Feuer des Tages
und weiß doch um die Kühle der Nacht.

Sein Duft ist wie ein Versprechen:

„Du darfst loslassen.
Du musst nicht alles tragen.
Du bist nicht allein.“

Der Lavendel spricht zur Seele,
wenn der Kopf zu laut wird.
Wenn Gedanken kreisen wie Vögel im Sturm,
legt er seine violette Hand auf dein Herz
und sagt:

„Schlaf. Ruh dich aus. Ich halte die Nacht für dich.“

Er ist das Kraut der sanften Beruhigung,
der Ausgleich für das Nervensystem der Welt.
Er klärt das, was sich verheddert hat,
und bringt Ordnung,
ohne zu fordern.

Alte Heilkundige sagten,
er schütze vor dunklen Geistern –
nicht nur im Außen,
sondern auch vor denen,
die in uns selbst wohnen:
Zweifel, Angst, Erschöpfung, das Gefühl,
nie gut genug zu sein.

Der Lavendel bringt Licht in die Dämmerung,
ohne zu blenden.
Er heilt leise – über die Haut, den Atem, die Erinnerung.
Ein Tropfen auf dem Kissen,
ein Hauch im Bad,
ein Büschel im Haus –
und schon beginnt die Seele, sich zu erinnern:

„Ich bin sicher. Ich bin gehalten. Ich darf Frieden finden.“

Er ist ein Freund für Kinder,
die schlecht träumen.
Für Frauen, deren Herz zu schwer geworden ist.
Für Männer, die vergessen haben, wie zart sie sein dürfen.
Für jeden, der sich nach Geborgenheit sehnt.

„Ich bin Lavendel“, sagt er.
„Ich bin das Licht am Abend.
Ich bin das Blau zwischen Himmel und Erde.
Ich bin das leise Lied, das dich heimbringt.“

Der Lavendel lehrt uns,
dass Sanftheit eine Kraft ist.
Dass Frieden beginnt,
wenn wir nicht mehr kämpfen müssen,
weder mit der Welt,
noch mit uns selbst.

Er ist nicht laut,
aber er bleibt.
Wie ein tiefer Atemzug.
Wie der Trost der Erde.

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