Chrut und Uchrut

und trugen ihr Wissen in Büchern zusammen
Wissenswertes aus alter Zeit – neu entdecken? Kräuterpfarrer Johann Künzle und sein Kräuterbüchlein von 1962, hier ein paar Zeilen aus seinem Einträgen:
„Warum ich dieses Büchlein schrieb: Vor Jahren veröffentlichte ich verschiedene Abhandlungen über Kräuter im „Sarganserländer“; nebst dem hielt ich da und dort den Leuten Vorträge über die alten Hausmittel;
von allen Seiten drängte man mich, das Beste in einem Schriftchen herauszugeben. Wohl existierten eine Menge Kräuterbücher, allein die meisten sind zu umfangreich und zu teuer, einzelne zu wenig praktisch oder benennen die Pflanzen ausschliesslich mit hochdeutschen Ausdrücken, während bei uns (Schweiz) oft andere Namen gebräuchlich sind.
Wenn man mir zuruft: „Schuster bleib beim Leisten“, die Kräuterkunde sei Ärztesache und gehe den Pfarrer nichts an, so kann ich erwidern, dass ich gerade wieder einen Leist aus dem Dunkel herausgezogen habe, auf dem in früheren Zeiten fast alle Landpfarrer gearbeitet haben. Im Mittelalter war jeder Pfarrer etwas Mediziner; jedes Kloster hatte einen Mönch, der sich mit der Kräutermedizin befassen musste; ja sogar Bischöfe scheuten sich nicht, Kräuterbücher herauszugeben. Somit arbeite ich nicht auf gestohlenem Grunde, sondern auf einem alten Erbteil.
Viele Ärzte verweisen zudem die Leute immer auf Hausmittel. Ist’s nicht gut, wenn ich da den Leuten den Gebrauch dieser Hausmittel neuerdings zeige? Der Ärzteberuf leidet darunter nicht, denn in das ganze große Gebiet der Chirurgie und der Serumbehandlung greife ich nicht ein.
Die Kräuterkunde ist viel älter als die heutige chemische Medizin; so geht bis hinunter zur Wiege der Menschheit. Selbst den Tieren hat der Schöpfer einen Instinkt gegeben, der sie bei Krankheiten zu gewissen Pflanzen hintreibt. Hund und Katze nehmen Zuflucht zum Schliessgras oder Knäuelgras, die Mäuse legen sich einen Vorrat von Pfefferminzwurzeln an, die roten Ameisen pflanzen überall auf ihren Wohnungen den Thymian, verwundete Gemsen wälzen sich auf Alpenwegerich usw.
Soll der Mensch allein ganz unbehilflich dastehen und zuerst zehn Jahre studieren müssen, bis er sich helfen kann? Unser Büchlein zeigt, dass der Herrgott dem Menschen die besten Heilkräuter in den Weg gelegt hat, vor die Hausflur, in den Garten als unvertilgbares Unkraut, in die nahe Wiese, in den Berg und Wald.
Dies ist ein kleiner Ausschnitt von seinem kleinen Büchlein; Wangs bei Sargans, Schweiz, im Oktober 1911 – Johann Künzle, Pfarrer
Ob es dieses Kräuterbüchlein noch gibt – kann man im Internet nachschauen. Ich habe es von meiner Tante – einer Nonne – geerbt. Auch in dem Kloster, wo meine Tante ihr ganzes Leben lang war, wurden viele Kräuter verwendet und Naturheilmittel hergestellt.
Als wir – mein Mann und ich – unser Häuschen mit einem kleinen Grundstück drumherum kauften, stellte ich nach einiger Zeit fest, unser Garten ist eher eine Wiese – als ein Garten. Alle Wiesenkräuter-Blumen fand ich darin: im Frühjahr die wunderschönen natürlichen Schlüsselblumen, Gänseblümchen in Hülle und Fülle, Brennnesseln, Spitzwegerich und Breitwegerich, der Günsel, Löwenzahn und noch viel mehr. Wenn ich einen schmackhaft gut gewürzten Salat möchte, brauche ich nur einmal durch meinen Garten gehen und ernten.
Der Vorbesitzer war wohl auch ein Naturliebhaber! Wir kauften das Häuschen samt Garten mit allem, was die Natur so anzubieten hat. Herrlich war das. Wir mussten nur ab und zu unsere Wiese mähen, alles andere wuchs von selbst. Eine Naturapotheke hatten wir uns damals gekauft, ohne es zu wissen.
Durch Wolf-Dieter Storl, Dr. phil., Kulturanthropologe und Ethnobotaniker und die Kräuter Rosa – eine Bäuerin aus Lienz, Österreicher hoch oben in den Alpen,
Kräuter-Apotheke von Maria Treben, Eva Aschenbrenner,
sie alle führten mich mit ihren Büchern durch meinen wunderbaren Kräutergarten.
Bachblütentherapie von Dr. Edward Bach, der in Selbsterfahrung die Blüten erforschte
von Hippokrates bis Galen, alles Meister der Kräutermedizin
jede menschliche Kultur, jedes Volk hier auf Erden, hat in Selbsterfahrung, so manches Kräutlein entdeckt …
Selbst der minderwertige Giersch, den alle Gartenbesitzer so sehr lieben, dass sie ihm den Mond schenken wollen (wünschen) ist ein sehr gutes Kraut. Den Giersch kann man nicht ausrotten aus dem Garten, denn die kleinen weißen Rhizome (auch die Franzosenwurzel genannt) selbst wenn nur ein Spitzelchen „weißes etwas“ im Boden steckt, wird sehr schnell ein Kraut daraus entwickeln. Ebenso die Knoblauchsrauke, blüht wunderschön, vermehrt sich, auch, ohne dass der Mensch etwas dazu tun muss, im Garten, und als Salatkräutlein wunderbar zu gebrauchen.
Warum sollte also der „Moderne Mensch“ dieses Wissen als „Altmodisch“ abtun und alles vernichten – was unsere Vorfahren sammelten und selbst erprobten?