Salbei
Die Seele des Salbeis
Hüterin des Übergangs, Wächterin der Klarheit

Sie wächst, wo die Erde trocken ist und der Wind Geschichten trägt.
Zwischen Steinen, in den Gärten der Alten, unter der Sonne des Südens
und in den Schatten uralter Mauern.
Dort lebt sie – Salvia, die Heilerin,
die Wissende, die mit dem silbernen Kleid.
Ihr Duft ist wie eine Stimme aus der Tiefe. Nicht süß, nicht schmeichelnd –
sondern klar.
Ehrlich.
Direkt.
„Komm zu dir zurück“,
haucht sie,
„und hör hin, was du längst weißt.“
Salbei ist Wahrheit.
Nicht laut –
aber durchdringend.
Nicht gefällig –
aber befreiend.
Sie trocknet das,
was zu viel geworden ist:
Tränen, Fieber, Schwitzen, Sorgen.
Sie zieht die überschüssige Hitze aus dem Körper
und aus der Seele.
Wenn Gedanken sich verheddern,
wenn Ängste sich einnisten –
dann bringt Salbei Klarheit.
Wie ein frischer Wind,
der durch ein altes Haus zieht
und alles Dunkle vertreibt.
In ihren Blättern lebt eine alte Weisheit.
Salbei war immer da,
wenn Menschen Abschied nahmen
oder Neues begannen.
Sie räuchert Räume –
und Herzen.
Sie reinigt das,
was schwer geworden ist.
„Lass los“,
sagt sie.
„Vertrau dem Übergang.
Stirb ein bisschen –
um ganz neu geboren zu werden.“
Denn Salbei ist die Pflanze der Schwellen.
Zwischen Alt und Neu.
Zwischen Krankheit und Heilung.
Zwischen gestern und morgen.
Sie stärkt den Hals,
wenn Worte stocken.
Sie heilt die Stimme,
wenn sie sich selbst vergessen hat.
Sie öffnet den Raum für das Wesentliche –
nichts Überflüssiges bleibt bei ihr.
Salbei ist die weise Alte
im Kreis der Pflanzen.
Die, die schweigt –
und doch alles sieht.
Die, die zuhört –
und in einem einzigen Satz die Wahrheit spricht.
„Deine Kraft liegt nicht im Tun,
sondern im Erkennen.
In der Klarheit.
Im Vertrauen auf dein inneres Wissen.“
So brühe dir einen Tee aus ihren silbernen Blättern,
wenn du dich verloren hast.
Räuchere mit ihr,
wenn du Abschied brauchst.
Lass sie an deine Kehle,
wenn deine Stimme zittert.
Und erinnere dich:
Du weißt mehr, als du denkst.
Du trägst Licht.
Du bist bereit.