Freundin R.
Liebe Freundin,
wir haben uns mal wieder getroffen,
spontan fuhr ich zu dir
an den See.
Dort …
türmte ich volle Redetaschen
in der Kehle,
bekam sie nicht durch den Zoll
und trübte
meinen Blick.
Du bewundertest
mein gewachsenes Haar.
Ich konnte dir sagen,
mit Latte Macchiato,
dass es sich miteinander
heute nicht
auf Augenhöhe
anfühle.
Du hattest Tränen in den Augen,
willst doch beschützen,
betutteln,
und
würdest auch spüren
wie ich mich zurückziehe.
Energetisch
sei meine Abwehr,
wie eine Keule
und dabei
sei ich so
sanft.
Das dauert mich,
liebe Freundin
und mein Hals nennt mir
Gründe,
warum ich nicht
liebenswürdig
genug bin.
Als wärst du das Adelskind…
Und ich das Kind der
Küchenmamsell.
Du lebst in rosa und weiß
seidenen Zimmern
und
darfst einen Reifrock
und
eine Perrücke tragen.
Und ich im Braun des Bratens
Braun der Soßen,
Braun der Holzpantinen,
Braun meines Kleidchens,
Braun des Wasserkruges …
Meine Trauer ist so dicht,
wie das lange Fell
meines Hundes
(im Jahr 1823)
an dessen Stirn
ich mich schmiege.
(Und
in diese ganze
gediegene Opferchose
klirrt der Schlaflose
aus dem Souterrain
mit seinen gesammelten
Pfandflaschen.)
(Und
ich schaue mich um
Zuhause,
Fakt ist:
Küche und Flur
sind rosa
gestrichen.)